Kürzlich bekam ich eine Mail, die offenbar nicht für mich
bestimmt war. Ich kannte zwar die Absenderin, aber die Anrede „Lieber ….“ irritierte
mich denn doch. Einen irrtümlich in meinen Briefkasten geworfenen Brief hätte ich natürlich
nicht geöffnet, aber bei einer Mail darf man schon mal neugierig sein. Ich las sie
also. Und schämte mich fremd: Die Absenderin verbreitete sich darin über die
Unfähigkeit eines – mir unbekannten – Kollegen. Dummer Weise hatte sie auf die falsche
Taste gedrückt und ihr vernichtendes Urteil versehentlich an alle möglichen Adressaten
geschickt. Ich vermute, das Objekt ihrer Lästerei war auch dabei und wird
sicher betroffen gewesen sein.
An der Pinnwand in meinem Büro hängt schon seit längerem ein
Hinweis des mexikanischen Autors Miguel Angel Ruiz: „Wähle deine Worte mit
Bedacht und sei untadelig in deinen Worten.“ Sie soll mich daran erinnern, dass
man in ihrer Abwesenheit nichts über andere sagen sollte, was sie nicht auch hören dürften.
Vielleicht
liest die Absenderin ja diesen Blog.
Es ist gut, wenn wir über unsere Worte vorher nachdenken. Erst mal gesagt bzw. geschrieben, wird es schwierig werden für ein friedliches Miteinander. Vielleicht ist der Absenderin gar nicht bewusst, dass sie sich mit dieser Mail vor allem selbst schadet. Sie zeigt doch indirekt mit einem Finger auf den Kollegen und drei Finger zeigen gleichzeitig auf ihren Körper. Ich wünsche der Frau, dass sie den Mut zu einer ehrlichen Entschuldigung ihrem Kollegen gegenüber hat.
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