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Ruhe bitte!



Die Autorin Regina Kramer schreibt in einem Artikel: „Lärm ist nicht nur eins auf die Ohren, sondern auch auf Psyche.“ Sie hat ja so Recht!
Ich weiß, wovon ich rede: Unter unsere Wohnung in einem schönen, aber hellhörigen Altbau sind seit einiger Zeit drei koreanische Musikstudentinnen eingezogen. Seitdem wird gerne zwischen 11.00 Uhr und 19.00 Uhr Geige geübt. Nicht etwa zusammenhängende Melodien, sondern einzelne Töne, die an die Laute einer malträtierte Katze erinnern. Aber mir bleibt ja noch die Flucht ins Büro. Nur, seit einem halben Jahr hat unter meinen Räumen ein Laden für Shishas (Wasserpfeifen) eröffnet. Offenbar ist Musik dem Verkauf förderlich, jedenfalls höre ich die Bässe wummern. Nachdem ich mehrfach wie ein Racheengel im Laden aufgetreten bin, ist es derzeit ruhig.
Zu empfindlich? Oh nein, ich habe die Hirnforschung auf meiner Seite: Laute Geräusche mindern die Informationsverarbeitung im Gehirn und blockieren die Kreativität. Aber als Psychologin weiß ich auch, dass es zudem für die Einschätzung des Lärms eine Rolle spielt, wer oder was ihn verursacht. So finden wir Meeresrauschen mit 65 Dezibel sogar angenehm, während uns eine Mücke mit einem Gesirre von 15 Dezibel in den Wahnsinn treibt. Und den lauten Fernseher eines netten Nachbarn finden wir weniger störend als  den eines unangenehmen Hausbewohners. Gegen quietschende Geigen und wummernde Bässe hilft allerdings auch die größte Sympathie nicht.

Kommentare

  1. Könnten die Studentinnen eventuell in den Räumen der Hochschule üben?

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  2. Danke für den guten Tipp, aber das geht leider nicht, denn die Räume werden gerade umgebaut.

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  3. Schade! Dann wünsche ich Ihnen gute Nerven. Geige spielen zu lernen, ist wirklich eine Zumutung für andere. Mein Mitgefühl haben Sie.

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