Als Kinder haben wir das Lied
gesungen: „Alle die mit uns auf Kaperfahrt fahren, müssen Männer mit Bärten
sein. Jan und Hein und Klaas und Pitt, die haben Bärte, die dürfen mit.“ Daran
fühle ich mich zurzeit erinnert. Ob im Prospekt von Peek & Cloppenburg, ob als
Werbung in einer Zeitschrift oder auf dem Spaziergang im Park: Mann trägt
offenbar wieder Bart, meist in einer gepflegt gestutzten Vollbart-Version. Dabei
handelt es sich nicht etwa um Ü-50-Herren, sondern um junge Männer.
Da frage ich mich als aufmerksame Psychologin: Was bedeutet
das? Ich biete dazu zwei Interpretationen an:
·
Der Bart ist eines der letzten verbliebenen Anzeichen
von Männlichkeit, das nicht von Frauen kopiert werden kann. Wie soll Mann sich
denn sonst noch differenzieren ?
·
Wenn das (Berufs-)Leben einen schon zur
Anpassung zwingt, dann möchte Mann wenigstens optisch ein wenig Abenteuer ausstrahlen.
Schon klar, es gibt Wichtigeres, als sich Gedanken über
Bärte zu machen. Aber man darf auch die Zeichen der Zeit nicht übersehen. Jan, Hein,
Klaas und Pitt teilen uns nonverbal mit, dass sie endlich mal wieder auf
Kaperfahrt wollen.
Nun habe ich zwei erwachsene Söhne - unter 30 Jahre alt! Ich weiß, dass das Barttragen damit begann, weil sie zu bequem waren, sich zu rasieren. So konnten sie morgens länger schlafen. Und aus Gewohnheit rasieren sie sich weiterhin nur alle paar Tage. Und dann plaudere ich weiter aus dem Nähkästchen, in der Hoffnung, dass niemand Bekanntes mich erkennt. Mit dem Rasieren ist es so eine Sache. Auch das muss erst mal richtig beherrscht werden. Und so richtig glatte Haut mit noch so guter Technik, soll sehr schwierig sein. Und jeder Mann ist einzigartig und somit auch seine Gesichtshaut ;-)! Peter Ustinov meinte bereits, dass er mehr Zeit für andere Dinge hätte, wenn er sich nicht so oft rasieren müsste.
AntwortenLöschenLiebe Anonym, da sieht man mal wieder die Betriebsblindheit von Psychologen: An Bequemlichkeit habe ich nicht gedacht. Andererseits: Dann wären ja viele junge Männer plötzlich sehr bequem...
AntwortenLöschenHerzlich
Eva Wlodarek
Liebe Frau Dr. Wlodarek, ich habe auch darauf wieder eine Antwort ;-) ! Als Kind durfte ich natürlich nicht das letzte Wort haben. Mir gefallen Ihre Blog-Eintragungen sehr und es gibt ja nicht diese eine/meine Sichtweise. Nun glaube ich schon, dass es eine gewisse Gruppendynamik gibt und außerdem ist die Zeit so schnelllebig, dass jeder seine Prioritäten setzt und schaut, wo er Zeit sparen kann. Dann gibt es für mich noch einen Aspekt. Die Männer beteiligen sich heute viel mehr an der Hausarbeit. Wird von den Frauen als Selbstverständlichkeit erwartet und oft mit allen Mitteln eingefordert. Allerdings sehe ich diese Entwicklung auch eher kritisch, denn es geht, wie oft beschrieben, in die andere Richtung. Männer haben es heute wirklich nicht leicht. Herzliche Grüße nach Hamburg!
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