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Urban Sketchers



Vor kurzem habe ich noch über „Urban Gardening“ berichtet, bei dem Einwohner auf freien Flächen in der Stadt Blumen pflanzen. Jetzt bin ich durch eine Kultursendung im Fernsehen auf die „Urban Sketchers“ („Städtische Zeichner“) aufmerksam geworden. Es handelt sich um eine internationale Gemeinschaft von Künstlern und Amateuren, die Orte zeichnen, in denen sie wohnen. Sie skizzieren Ereignisse des täglichen Lebens, Märkte, Geschäfte, Cafés, Bahnhöfe…Benutzt werden unterschiedliche Materialien, vom Bleistift über Aquarell bis zu digitalen Techniken. Die Zeichnungen halten Szenen fest, sind eine Form von visuellem Journalismus. Dabei werkelt nicht jeder nur vor sich hin, sondern veröffentlicht die Ergebnisse in sozialen Netzwerken. Über Länder hinweg haben sich die Zeichnerinnen und Zeichner zu einer Gruppe zusammengeschlossen, die sich austauscht und sogar zu Symposien trifft, etwa in Santo Domingo oder Barcelona. Gegründet hat diese Bewegung 2007 der Journalist und Illustrator Gabriel Campanario aus Seattle, USA. Seitdem gewinnt die Community und der dazugehörige Blog kontinuierlich an Popularität. Es gibt auch ein Manifest, das die Beteiligten dazu verpflichtet, ihre Umwelt wahrhaftig zu zeichnen.
Mich begeistert diese Form des Wahrnehmens und Kommunizierens. Sie stellt einen Kontrast zu all den Selfies und hektischen Schnappschüssen mit dem Smartphon dar, denn sie erfordert gründliches Hinsehen. In diesem Sinne bin ich ein „Urban Hoper“ (Städtische Hoffende).
Vielleicht sind wir ja auch eine internationale Gruppe?

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