Vor kurzem habe ich das Buch eines Professors der Wirtschaftswissenschaften gelesen, der deutlich sagt: Beruflicher Erfolg ist nicht nur eine Frage von harter Arbeit, sondern hängt auch von glücklichen Zufällen ab. Das wollen viele nicht wahrhaben, sondern führen ihren Erfolg allein auf ihre eigenen Anstrengungen zurück. Ich halte das für vermessen. Natürlich haben wir einen Anteil daran, wenn wir unser Bestes gegeben haben. Aber es gibt so viele Menschen, die sich ebenso viel Mühe gegeben haben und trotzdem nicht das Gleiche erreichen, weil eben genau das unwägbare Quäntchen Glück fehlt. Dazu bekam ich in dieser Woche eine für mich verblüffende Bestätigung: Seit einiger Zeit gibt es mein Buch "Einsam. Vom mutigen Umgang mit einem schmerzhaften Gefühl." Mir lag das Thema am Herzen und ich habe es so gut geschrieben, wie es mir möglich war. Aber nie hätte ich mir träumen lassen, was jetzt geschehen ist: In England hat man ein Ministerium für Einsamkeit eingerichtet. Die Nachricht ging durch alle Medien. Und plötzlich wollen Zeitschriften und TV-Sender von mir Interviews zu dem Thema. Ich freue mich, dass das Thema endlich (mehr) aus der Tabuzone kommt und gewiss auch mein Buch davon profitieren wird. Aber eins ist klar: Ohne den Zufall wäre das eben nicht möglich. Also: Etwas mehr Dankbarkeit und weniger Eigenlob sind in puncto Erfolg durchaus angebracht.
Am liebsten möchte ich gar keine Nachrichten mehr hören oder sehen – doch das hieße, den Kopf in den Sand zu stecken vor allen politischen und sozialen Krisen in Deutschland und der Welt. Eins nutzt dabei auch nichts: Sich über das Auftauchen von so vielen mitleidlosen und/oder wirren politischen Führern zu wundern. Der Satiriker Franz von Seboca trifft den Nagel auf den Kopf: „Wenn Psychopathen in freien, allgemeinen und gleichen Wahlen zu Führern bestimmt werden, wirft das Fragen nach der geistigen Gesundheit des Wahlvolkes auf.“ Der Mann hat Recht – und wir PsychologInnen haben noch viel zu tun.
Liebe Frau Dr. Wladorek,
AntwortenLöschenseit einiger Zeit schaue ich auf Youtube Ihre Videoclips an.
Ich finde sie sehr gut. Ich wohne in England. Ich bin eine Deutsche und eine Britin.
Das Thema "Einsamkeit" ist nicht nur spezifisch für England. In Deutschland habe ich es auch erlebt. Menschen, die an Demenz erkranken, verlieren ihre Fähigkeit, sich auszudrücken. Sie können nicht mehr so gut kommunizieren und geraten in ein gesellschaftliches Abseits.
Kommunikation und die Fähigkeit dazu ist etwas, wofür wir dankbar sein sollten.
Erst wenn wir diese Fähigkeit verlieren, bemerken, wie wichtig sie ist.
Ich arbeite an einer Schule mit einem hohen Anteil an Hörbehinderten. Ich überlege mir, ob ich die britische Gebärdensprache erlerne.
Kommunikation in verschiedenen Sprachen hilft Missverständnisse zu überwinden.