Direkt zum Hauptbereich

ABSTURZ

Absturz des Germanwings-Flugzeuges in den Alpen. Die Ursache scheint geklärt, der Co-Pilot hat bei seinem Suizid unschuldige Menschen mit in den Tod gerissen. Hier trifft der Begriff "Selbstmord" wirklich zu. Ich bin erschüttert, es ist so grausam, dass Leben völlig unerwartet einfach ausgelöscht werden. Mir tun die Angehörigen unendlich leid.
Doch als Psychologin bin auch empört, wenn ich lese, wie wenig umfassend die Flugtauglichkeit der Piloten im Laufe ihrer Tätgikeit überprüft wird:  Lediglich zu Beginn wird ihre psychische Disposition getestet. Später wird nur noch ihr physischer Zustand regelmäßig gecheckt.  Das ist fahrlässig, wie sich an diesem Unglück zeigt. Depressionen, Burnout, aber auch Liebeskummer und Schulden können dazu führen, dass ein Mensch in verantwortlicher Position nicht mehr zurechnungsfähig ist. Und das kann gefährlicher sein als  etwa der Verlust von ein paar Dioptrin Sehkraft.
Wenn die Katastrophe dann passiert ist, dürfen die Psychologen wieder einspringen und die traumatisierten Angehörigen stützen. Wann verstehen die Verantwortlichen endlich, dass der Psyche genauso viel Aufmerksamkeit geschenkt werden muss wie dem Körper?? 

Kommentare

  1. Ich bin in Gedanken auch bei den Angehörigen der Opfer. Die Schmerzen kann ihnen niemand nehmen. Ich hoffe, dass sie trotzdem die Anteilnahme und Hilfe von anderen annehmen können. Die Psyche! Ich glaube, dass Ärzte und Psychologen an ihre Grenzen kommen. Es ist ein gesellschaftliches Problem. Wie wir überall sehen, sind wir zu sehr abhängig. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Kaum ein Mensch ist noch kritikfähig. Lob motiviert, Kritik lähmt. Der Mann wurde als ruhig charakterisiert. Ruhige Menschen werden oft von anderen übersehen und ich fürchte, dass führt oft in die Einsamkeit oder Isolation. Es erfordert von jedem Menschen sehr viel Mut dazu, sich zu öffnen. Ärzte und Psychologen sind auch nur Menschen. Und auch sie stehen unter Druck!
    Wir sollten alle viel achtsamer mit uns selbst und anderen umgehen! Was zählt ist Respekt für sich und andere! Wie viele Menschen verhalten sich fahrlässig im Straßenverkehr? Meine ganz persönliche Einschätzung! Es ist natürlich leicht, anonym zu schreiben. Es gibt keine Garantie im Leben!

    AntwortenLöschen
  2. Ich möchte niemanden beschuldigen, denn ich mag diese öffentlichen Diskussionen und Spekulationen in den Medien nicht. Menschen reagieren scheinbar erst, wenn eine Katastrophe geschehen ist. Depression! Diese Krankheit wird leider nicht ernst genommen, weil man einfach keine Probleme haben darf. Es wird leider auch oft von Ärzten runtergespielt. Hoffentlich setzt endlich ein Umdenken ein. Ich wünsche mir, dass es nicht mit Psychokram und "Reiß dich doch zusammen" oder Tabletten abgetan wird! Mir tun die unschuldigen Opfer leid. Wie fühlen sich die Angehörigen der Opfer? Ich kann es nur ahnen! Ich habe trotzdem auch Mitgefühl mit dem jungen Piloten. In welchem inneren Konflikt befand er sich? Und wie fühlen sich seine Angehörigen?

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Ein Freund, ein guter Freund...

Forscher an der Universität Kansas haben herausgefunden, dass es 50 bis 200 gemeinsam verbrachte Stunden braucht, damit sich eine   „Bekanntschaft“ in eine „Freundschaft“ verwandeln kann. Noch einige Stunden mehr dürften es ein, um dann von einem „Freund“ oder einer „Freundin“ zum „guten Freund“ oder zur „guten Freundin“ zu avancieren. Was lernen wir daraus? Wenn wir uns einen Freundeskreis aufbauen wollen, müssen wir Zeit investieren. Doch das ist es nicht allein, auch die Qualität spielt eine Rolle. Der Studie zufolge sollten die Treffen den Beteiligten einen tieferen persönlichen Gewinn bringen, etwa durch Gespräche - oder Vergnügen bereiten. Zugegeben, Freunde bei Facebook findet man schneller. Aber das lässt sich nicht vergleichen.

Selbst schuld?

Am liebsten möchte ich gar keine Nachrichten mehr hören oder sehen – doch das hieße, den Kopf in den Sand zu stecken vor allen politischen und sozialen Krisen in Deutschland und der Welt. Eins nutzt dabei auch nichts: Sich über das Auftauchen von so vielen mitleidlosen und/oder wirren politischen Führern zu wundern. Der Satiriker Franz von Seboca trifft den Nagel auf den Kopf: „Wenn Psychopathen in freien, allgemeinen und gleichen Wahlen zu Führern bestimmt werden, wirft das Fragen nach der geistigen Gesundheit des Wahlvolkes auf.“ Der Mann hat Recht – und wir PsychologInnen haben noch viel zu tun.

Lesezeichen

Unglaublich: Fast 90 000 Bücher erscheinen jedes Jahr in Deutschland,   die meisten traditionell im Herbst. Um den Termin der Frankfurter Buchmesse herum geben dann Magazine und überregionale Zeitungen Tipps, was zu lesen lohnt. Dazu wühlen sich die Journalisten vorab durch unzählige Krimis, Romane, Sachbücher. Ich bin für ihre Arbeit dankbar, denn andernfalls wäre mir vielleicht der eine oder andere Schatz entgangen. Aber noch mehr freut mich, dass zu diesem Zeitpunkt Bücher so gefeiert werden. Sie sind, allen anderen Medien zum Trotz, für unsere Seele besonders wertvoll. Ich habe selbst durch Ratgeber viel gelernt. Manchmal war es nur ein Satz, der mir plötzlich eine ganz neue Sichtweise bescherte. Der Schriftstellers Tschingis Aimatov hat durchaus Recht, wenn er sagt: „Du öffnest die Bücher und sie öffnen dich.“ In diesem Sinne wünsche ich allen, dass sie für sich den passenden „Seelenöffner“ finden, sei es in Form eines berührenden Romans, einer Biografie oder eines Sachbuches