Jetzt hat ein bekanntes Phänomen endlich einen modischen
Namen: „Mansplaining“ – zusammengesetzt aus man = Mann und explain =
erklären. Sie ahnen, worum es geht? Genau, um die männliche Angewohnheit, Frauen
ungefragt die Welt zu erklären, in der meist irrigen Annahme, sie wüssten qua
Geschlecht besser Bescheid. Dazu eine Anekdote: Die Schriftstellerin Rebecca
Solnit traf in einer Abendgesellschaft auf einen selbstbewussten Herrn, der ihr
ausführlich die Vorzüge eines soeben erschienenen Buches erläuterte. Das tat er
auch weiterhin in epischer Breite, als sie sich als Autorin des Buches outete. Wir
Frauen brauchen keine Abendgesellschaft, um diese Erfahrung zu machen – wohl jede
von uns hat so einen Mansplainer daheim und/oder in der näheren Umgebung, etwa
als Nachbar, Freund oder Kollege. Und wer von uns hat nicht schon innerlich
genervt die Augen gerollt, wenn derjenige zu ausgedehnten Erklärungen über Dinge angesetzt
hat, die man längst wusste.
Ist Mansplaining angeboren? Die Untersuchung steht noch aus. Zumindest
deutet es auf ungebrochenes Selbstvertrauen hin. Der Autor Christian Luscher
sagt in einem Artikel selbstkritisch über seine Artgenossen, dass es sich dabei um ein Symptom
für die scheinbare Überlegenheit gegenüber Frauen handelt. Dazu gehören immerhin zwei: Einer, der erklärt und eine, die aus weiblicher Taktik so tut, als ob sie hingerissen
lauscht. Wie wäre es denn hiermit: Wir lassen uns nur etwas erklären, wenn wir
es wirklich nicht wissen. Und dann auf Augenhöhe.
Ganz ehrlich und selbstkritisch. Ist das wirklich nur ein Männerphänomen? Wir Frauen geben doch auch gern ungefragt Ratschläge und wissen oft alles besser. Ich wahrscheinlich auch mit diesem Kommentar :-(! Ich freue mich über jeden Blogeintrag von Ihnen, liebe Frau Wlodarek! Danke und herzliche Grüße!
AntwortenLöschenVielen Dank für Ihre sinnvolle Ergänzung. Da ist etwas dran! Aber ich glaube, dass wir Frauen das dann eher als Rat ("Das machst du besser so...") und weniger als selbstsichere Erklärung vermitteln. Außerdem bezieht es sich bei uns meist auf Bereiche, von denen wir etws verstehen, z.B. Kindererziehung.
AntwortenLöschenLiebe Frau Dr. Wlodarek, da stimme ich Ihnen voll und ganz zu. Nun habe ich die Erfahrung gemacht, dass Rat-Schläge heutzutage von anderen als Schläge gewertet werden, auch wenn sie noch so sanft wie möglich gesagt sind. Und letztendlich stimmt es ja auch. Wir lernen aus Fehlern. Jeder möchte seine Erfahrungen selbst machen. Ich lerne gern von den Erfahrungen anderer und war bzw. bin dankbar für Tipps. Heute dagegen wird gegoogelt oder man/frau ist sooo von sich selbst überzeugt .... und benötigt keine Tipps mehr direkt von Mensch zu Mensch. Viele Grüße und ein schönes Wochenende für Sie!
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