Um es gleich klar zu sagen: Ich finde es gut und richtig,
dass Hypothesen verifiziert oder falsifiziert werden und dass Behauptungen belegt
werden müssen. Aber manchmal gilt doch das Wort des Dichters Horaz: „Der Berg
kreißte und gebar eine Maus“. Auch die Psychologie belegt gelegentlich mit
einem Riesenaufwand, was für jeden auf der Hand liegt. So wie in
diesem Fall das Ergebnis einer auf einem Kongress vorgestellten Langzeitstudie: „Sehr emotional
ausgetragene Konflikte mit erhobener Stimme können in einer Partnerschaft auf
eine baldige Trennung oder Scheidung hinweisen.“ Verschleiert wird die
Schlichtheit dieser Erkenntnis dann durch die Expertensprache: „Parameter wie
Sprachgrundfrequenz und Cortisolausschüttung sind wichtige Indizes emotionaler
Erregung.“ Ich darf übersetzen: „Wenn es laut wird und Stresshormone ausgeschüttet
werden, regt sich das Paar offenbar gegenseitig auf.“ Und logisch, wenn es das
häufig tut, dann steht sicher bald die Trennung ins Haus.
Von der Relevanz der wissenschaftlichen Erkenntnisse einmal ganz abgesehen - ist es wirklich nötig, alles hochkompliziert zu verpacken, nur um sich Bedeutung zu verschaffen? Manchmal versucht man(n!)
nach einem Vortrag oder in einer Talkshow meine (auf wissenschaftlichen Grundlagen
basierende!) Aussagen abzuwerten, nur weil ich sie verständlich vermittle. Lieblingsangriff:
„Ratschläge aus der Frauenzeitschrift“ oder „Wie in der Brigitte“. Inzwischen regt mich das nicht mehr auf. Kompliziert und
abgehoben kann jeder. Verständlich zu sein, ohne banal zu werden, ist eine
Kunst.
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