Direkt zum Hauptbereich

Anfängergeist



In dieser Woche sind hier die Kinder eingeschult worden. Im Hamburger Abendblatt gab es dazu eine ganze Seite mit Glückwünschen. Meist waren es Großeltern, die für ihre Enkel und Enkelinnen eine Anzeige zusammen mit einem Foto des Kindes geschaltet hatten. Die Texte lasen sich dann etwa so: „Lieber Paul, zu deinem ersten Schultag wünschen wir dir alles Gute. Du schaffst das“ oder „Liebe Emily, jetzt beginnt für dich die Schulzeit. Wir drücken dir die Daumen.“ Die vielen kleinen Gesichter auf den Fotos rührten mich. Fast alle zeigten mit strahlendem Lächeln eine Zahnlücke. Für sie beginnt jetzt ein neuer, aufregender Lebensabschnitt. Wir „alten Hasen“ mit Schulzeiterfahrung wissen, dass es wahrhaftig kein Zuckerschlecken wird. Ach ja, und so vieles, was wir mit naiver Freude begonnen haben, entpuppt sich später teilweise als langweilig, schwierig oder anstrengend. Aber diese Erfahrung sollte uns niemals davon abhalten, uns eine kindliche Begeisterung für Neuanfänge zu bewahren. Ich wünsche uns allen eine mentale Zahnlücke und liebevolle Menschen, die hinter uns stehen. 

Kommentare

  1. Es soll ja nie zu spät sein. So kann es bei einem "späten" Neuanfang durchaus Zahnlücken geben. Ich danke meinen Zahnärzten und hoffe, dass niemand diese Lücken sieht ;-)!

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Ruhe bitte!

Die Autorin Regina Kramer schreibt in einem Artikel: „Lärm ist nicht nur eins auf die Ohren, sondern auch auf Psyche.“ Sie hat ja so Recht! Ich weiß, wovon ich rede: Unter unsere Wohnung in einem schönen, aber hellhörigen Altbau sind seit einiger Zeit drei koreanische Musikstudentinnen eingezogen. Seitdem wird gerne zwischen 11.00 Uhr und 19.00 Uhr Geige geübt. Nicht etwa zusammenhängende Melodien, sondern einzelne Töne, die an die Laute einer malträtierte Katze erinnern. Aber mir bleibt ja noch die Flucht ins Büro. Nur, seit einem halben Jahr hat unter meinen Räumen ein Laden für Shishas (Wasserpfeifen) eröffnet. Offenbar ist Musik dem Verkauf förderlich, jedenfalls höre ich die Bässe wummern. Nachdem ich mehrfach wie ein Racheengel im Laden aufgetreten bin, ist es derzeit ruhig. Zu empfindlich? Oh nein, ich habe die Hirnforschung auf meiner Seite: Laute Geräusche mindern die Informationsverarbeitung im Gehirn und blockieren die Kreativität. Aber als Psychologin weiß ich auch...

Waldbaden

Hätten Sie´s gewusst? Rund ein Drittel Deutschlands ist von Wald bedeckt. Wohl jeder von uns dürfte also zumindest ein Wäldchen in der Nähe haben und gelegentlich in seiner Freizeit einen Waldspaziergang machen. Gewiss hat man dann auch schon erlebt, wie erholsam es ist, sich bei Vogelgezwitscher unter Buchen, Tannen oder Eichen fortzubewegen. Doch diese einfache Freude erhält jetzt eine schicke Überhöhung. Der neue Trend heißt „Baden in der Waldluft“. Er kommt aus Japan, wo er unter dem Begriff „Shirin-Yoku“ bekannt ist. Durch Ruhe, bewusstes Atmen und Spüren der Natur soll Stress vermindert werden. Aha! Inzwischen werden schon für teures Geld Kurse in Waldbaden angeboten. Für mein Shirin-Yoku in den Wäldern um den Plöner See brauche ich zum Glück keine Anleitung.  

Studium - nicht nur für Eliten.

"In Deutschland kann jeder studieren, der es will". Eine schöne Theorie, die in der Praxis aber leider nicht stimmt. Abiturienten, deren Eltern keine Akademiker sind, studieren wesentlich seltener. Dazu las ich heute diese Zahlen: Von 100 Akademikerkindern studieren 77. Von 100 Kindern, deren Eltern nicht studiert haben, nur 23. Das ist nicht allein eine Geldfrage. Stefan Groh, der Sprecher des deutschen Studentenwerkes, sieht einen Grund  auch im fehlenden Selbstvertrauen. Der Nachwunchs von Arbeitern  und  einfachen Angestellten hat oft Angst, das Studium nicht zu schaffen. Sie können auf keine Erfahrung ihrer Eltern zurückgreifen. Ein weiterer Grund liegt oft tiefer: Viele Eltern möchten zwar, dass es ihre Kinder weiter bringen als sie selbst, aber nicht so weit, dass man sich einander entfremdet. Kinder spüren das und halten sich unbewusst zurück. Es erfordert viel persönliche Kraft, sich gegen diese inneren und äußeren Hindernisse durchzusetzen. Die hat nicht jeder ...