Direkt zum Hauptbereich

Wegwerfgesellschaft?

Plötzlich hatte ich das Gefühl, beim Musikhören auf einem Ohr taub zu sein: Das linke Teil meines hochwertigen Kopfhörers war kaputt. Der war noch gar nicht alt, die Garantie allerdings war abgelaufen Einen neuen kaufen? Das sah ich nicht ein. Ich schickte das defekte Gerät an den Hersteller und bekam kurz darauf einen Kostenvoranschlag für die Reparatur. Ich staunte nicht schlecht: Für den Preis könnte ich einen neuen Kopfhörer bekommen.
Die meisten von uns haben schon Ähnliches mit ihren Geräten erlebt: Elektrische Zahnbürsten, die man wegwerfen muss, wenn sie kaputt sind, weil sie sich nicht öffnen lassen. Handys, die man notgedrungen entsorgt, obwohl nur das Glasdisplay gesprungen ist. Staubsauger, die man nicht benutzen kann, weil es keine Beutel mehr für sie gibt.
Inzwischen weiß man, dass viele Geräte mit eingebautem Akku bewusst so konstruiert sind, dass sie sich nur schwer reparieren lassen. Oder es werden Verschleißteile eingesetzt, die die Lebensdauer bewusst verkürzen. 
Ärgerlich, teuer - und vor allem umweltschädlich.Doch es gibt Licht am Horizont: Immer mehr Menschen geht es um Nachhaltigkeit. Und die Möglichkeiten, Defektes wieder flott zu machen, wachsen  So gibt es in Hamburg inzwischen eine kleine Firma , die Handys repariert. Oder ein Repair-Café, in dem sich Leute beim Kaffee treffen, um an ihren kaputten Diktiergeräten oder Fahrrädern zu schrauben..
Wenn erst einmal mehr Menschen umdenken, werden sich die Hersteller anpassen müssen.
Übrigens, ich lasse den Kopfhörer reparieren.

Kommentare

  1. Liebe Frau Dr. Wlodarek hierzu passt eine feine Seite: www.magazin-restkultur.de, vielleicht schauen Sie ja mal vorbei. Liebe Grüße Maren Schulz

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Ruhe bitte!

Die Autorin Regina Kramer schreibt in einem Artikel: „Lärm ist nicht nur eins auf die Ohren, sondern auch auf Psyche.“ Sie hat ja so Recht! Ich weiß, wovon ich rede: Unter unsere Wohnung in einem schönen, aber hellhörigen Altbau sind seit einiger Zeit drei koreanische Musikstudentinnen eingezogen. Seitdem wird gerne zwischen 11.00 Uhr und 19.00 Uhr Geige geübt. Nicht etwa zusammenhängende Melodien, sondern einzelne Töne, die an die Laute einer malträtierte Katze erinnern. Aber mir bleibt ja noch die Flucht ins Büro. Nur, seit einem halben Jahr hat unter meinen Räumen ein Laden für Shishas (Wasserpfeifen) eröffnet. Offenbar ist Musik dem Verkauf förderlich, jedenfalls höre ich die Bässe wummern. Nachdem ich mehrfach wie ein Racheengel im Laden aufgetreten bin, ist es derzeit ruhig. Zu empfindlich? Oh nein, ich habe die Hirnforschung auf meiner Seite: Laute Geräusche mindern die Informationsverarbeitung im Gehirn und blockieren die Kreativität. Aber als Psychologin weiß ich auch...

Kleine Freuden

Vor ein paar Tagen war ich in Oldenburg. Weil ich zwischen zwei Vorträgen Zeit hatte, bummelte ich durch die schöne Stadt mit ihren vielen reizvollen Geschäften. Ich trug einen langen schwarzen Mantel. Und plötzlich sagte hinter mir eine weibliche Stimme: "Was für eine schöne Silhouette." Erfreut drehte ich mich um und blickte einer sympathischen Dame ins Gesicht. Als ich  mich für das Kompliment bedankte, erklärte sie mir: "Wenn ich etwas schön finde, dann sage ich das gerne." Ich freute mich gleich doppelt, denn ich hatte offenbar eine Schwester im Geiste getroffen: Wenn mir etwas an jemandem gefällt, dann teile ich das mit, auch wenn ich die Person gar nicht kenne. Erst stutzen diejenigen meist, weil so eine Ansprache eher ungewöhnlich ist. Eine Dame, deren extravaganten Hut ich bewunderte, fragte sogar misstrauisch: "Meinen Sie das ernst?". Doch dann löst mein Kompliment immer Freude aus - so wie ja auch, siehe oben, bei mir. Weil es einfach schön ...

Enge des Herzens

1995 bekam Christiane Nüsslein-Volhard den Nobelpreis für ihre Forschung zur genetischen Steuerung der Embyonalentwicklung. Jetzt erzählt sie in einem Interview im Spiegel unter anderem , wie man im Kollegenkreis darauf reagiert hat: Nachdem sie vom Nobelpreis-Komitee benachrichtigt worden war, rief Nüsslein-Vollhard den Direktor ihres Instituts an  und informierte ihn: "Ich werde den Nobelpreis bekommen, ich glaube, wir sollten eine Feier organisieren." Er sagte: "Kannst du dich bitte um den Sekt und all das kümmern? Ich habe gerade keine Zeit." Was für eine Enge des Herzens. Ich kann durchaus verstehen, dass man neidisch ist. Schließlich ist Neid ein Gefühl, das einen plötzlich überfällt. Aber dann haben wir die Wahl, wie wir damit umgehen. Wenn wir unser Herz sprechen lassen, wird die Mit-Freude für den anderen überwiegen. Und wenn wir es nicht mit dem Herzen schaffen, dann doch wenigstens mit dem Kopf: Da erhält  jemand, was er sich mit großem  Engagement ve...