Unter der Überschrift „Tödliche Leidenschaft“ lese ich eine traurige Nachricht in der Zeitung: Der 30jähriger Extremsportstar
Uli Emanuele ist beim Sprung von einer Felswand tödlich verunglückt. „Basejumping“
nennt sich das gefährliche Fallschirmspringen von Brücken oder Felsen statt aus
einem Flugzeug. Seit Anfang der 80er Jahre sind dabei bereits mehr als 260 Basejumper
umgekommen. Als Uli Emanuele im vergangenen September in der Talkshow von
Markus Lanz zu Gast war, sprach er darüber, was ihn persönlich antrieb: Er habe
vor seinen waghalsigen Sprüngen zwar oft Angst, aber das nehme er auf sich, um
sich lebendig zu fühlen. Ich habe mir schon oft Gedanken darüber gemacht, was Menschen,
wie etwa auch den Bergsteiger Reinhold Messner, dazu bringt, ihr Leben so aufs
Spiel zu setzen. Emanueles Aussage bestätigt meine Vermutung: Ihnen fällt es
schwer, sich selbst zu spüren, sie brauchen dazu extreme Gefühle. Offenbar wissen
sie nicht, dass die wahren Abenteuer in unserem Inneren stattfinden.
Authentisch zu sein, ehrlich zu sich selbst sein, sich anderen offen zu zeigen,
Probleme mutig anzugehen – auch das macht oft große Angst. Aber die ist
konstruktiv, nicht so destruktiv wie ein Extremsport. Diese Art von „Basejumping“
bringt uns im Leben weiter, ohne tödliche Gefahr..
Forscher an der Universität Kansas haben herausgefunden, dass es 50 bis 200 gemeinsam verbrachte Stunden braucht, damit sich eine „Bekanntschaft“ in eine „Freundschaft“ verwandeln kann. Noch einige Stunden mehr dürften es ein, um dann von einem „Freund“ oder einer „Freundin“ zum „guten Freund“ oder zur „guten Freundin“ zu avancieren. Was lernen wir daraus? Wenn wir uns einen Freundeskreis aufbauen wollen, müssen wir Zeit investieren. Doch das ist es nicht allein, auch die Qualität spielt eine Rolle. Der Studie zufolge sollten die Treffen den Beteiligten einen tieferen persönlichen Gewinn bringen, etwa durch Gespräche - oder Vergnügen bereiten. Zugegeben, Freunde bei Facebook findet man schneller. Aber das lässt sich nicht vergleichen.
Als Betroffene kann ich sagen, dass es sich furchtbar anfühlt, sich selbst nicht zu fühlen. Was auch immer die Ursachen sein mögen, Hilfe von Psychologen zu erhalten, ist eine Odyssee. Wie soll ein Mensch für etwas Worte finden, was er nicht kennt? Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass Angehörige mit Aggression und Ablehnung reagieren, wenn man sich Hilfe sucht. Die Gewalt in den Familien und auch der soziale Druck ist, so glaube ich, in Familien sehr groß. Und wer die Erwartungen nicht erfüllt, der hat das Nachsehen. Ein Tabuthema in unserer Gesellschaft.
AntwortenLöschenDas Fühlen wird uns doch auch heute noch zum Teil aberzogen. Mädchen dürfen keine "Heulsusen" und Jungs keine "Weicheier" sein ..... ! Sensible Jungs erhalten dann in der Schule den Stempel, dass sie "schwul" seien.
AntwortenLöschenLiebe anonyme Kommentatorin, in unserem Herzen können wir Frieden finden, wenn wir uns Mitgefühl schenken, wenn wir uns akzeptieren wie wir sind und annehmen das was gewesen ist. Das geht nur mit Geduld. Wenn wir uns selbst nicht lieben, wer dann?
AntwortenLöschenEs ist natürlich traurig, dass Menschen ihr eigenes wertvolles Leben auf's Spiel setzen. Jeder Mensch ist doch ein Wunder. Alles Gute und viele Grüße!