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Posts

Offen gesagt

In "Change", dem Magazin der Bertelsmann Stiftung, schreibt Dr-. Wolfram Weimer über den Status quo Europas im Vergleich. Es sieht nicht gut aus für uns, die wir uns doch elitär für Spitzenklasse halten. Lateinamerika, Asien und Afrika profitieren weitaus mehr von der Globalisierung. Das gilt für die aufstrebende Wirtschaft ebenso wie für die Kultur. Film, Musik, kulinarische Trends und Internetentwicklung -  immer weniger davon kommt aus Europa. Unser Kontinent wird alt und schrumpft, die Geburtenrate ist die niedrigste auf der Welt. Was da gar nicht geht, ist, sich abzukapseln. Die bornierte Abwehr gegenüber allem Fremden schadet uns immens. Indem wir uns öffnen, können  wir von der Vielseitigkeit profitieren. Überwiegen jedoch die rückständigen Kräfte, sind wir bald abgehängt. Wie offen wir für Neues sind, zählt zu den "Big Five", den fünf prägnanten Eigenschaften einer Persönlichkeit. Ich wünsche uns allen hier hohe Werte.    

Wünsch dir was

Gesehen an einem Briefkasten: "Bitte keine Werbung und keine kostenlosen Zeitungen einwerfen. Nur Liebesbriefe und fette Jobs. Yeah!". Das ist doch mal eine klare Ansage. Aber was ist mit Rechnungen? Will man nicht, muss man aber bezahlen, sonst kann es ungemütlich werden. Und was ist mit Einladungen? Oder mit wichtigem Info-Material? Vor diesem Briefkasten kann man schon ins Philosophieren kommen: Was braucht der Mensch wirklich? Schon Sigmund Freud war der Ansicht, dass seelische Gesundheit  darin besteht, lieben und arbeiten zu können. Insofern passt das. Ich überlege, was ich demnächst an meinen Briefkasten hängen könnte. Vielleicht dieses: Nur Inspirierendes und  Erfreuliches. Yeah!

Oldfashioned

Zufällig traf ich im Supermarkt einen Kollegen, den ich viele Jahre nicht gesehen hatte. Damals, in den 80ger Jahren, trug er wilde Locken und Cowboystiefel. Jetzt waren seine Haare grau und das Outfit gediegen. Auf die Frage, wie es ihm denn gehe, sagte er, er bereite sich auf die Rente vor. Nun ja. Ich habe kürzlich in einem Interview gesagt, dass ich mit Vergnügen arbeiten werde, solange ich  fit im Kopf und gefragt bin. Ich vermute, so etwas  ähnliches hat auch die Schriftstellerin  Sibylle Berg gemeint, die für ihre spitze Feder bekannt ist: "Ich habe mich gegen das Älterwerden entschieden, ich finde es nicht interessant." Mit der Zeit immer besser zu werden und vielleicht ein bisschen weise, das ist reizvoller und gesünder als sich alt zu denken.Rückenwind gibt es dazu von der Forschung: Über sechstausend Männer und Frauen wurden im Alter von 65 befragt, ob sie sich jünger oder älter fühlten als es in ihrem Pass stand. In den folgenden  acht Jahren starben nur...

Und es hat sich doch schon etwas geändert!

Karfreitag war ich als Autorin des Buches "Einsam" zu Gast in der Sendung "Lebenswert" zum Thema "Einsamkeit" im Hessischen Rundfunk in Frankfurt am Main. Es ging darum, wie man es schaffen kann, gut mit sich alleine zu sein und wie sich die schmerzliche Einsamkeit überwinden lässt. Das Besondere der zweistündigen Sendung, die immer zu Feiertagen ausgestrahlt wird, ist, dass Zuhörer und Zuhörerinnen anrufen und sich beteiligen können. Der Moderator Klaus Hofmeister hatte es  thematisch so angelegt, dass es um die positiven Möglichkeiten ging. Vor Beginn hatte er etwas Sorge, dass sich vielleicht niemand zu diesem heiklen Thema melden  würde. Ich tröstete ihn, dass ich gegebenenfalls mit meinen Ratschlägen  locker zwei Stunden füllen könnte. Aber das war wahrhaftig nicht nötig, so viele Männer und Frauen riefen an und teilten mit uns ihre Strategien, Einsamkeit zu überwinden.Ich war absolut begeistert, wie positiv und selbstbestimmt sie ihren Weg gefunden h...

ABSTURZ

Absturz des Germanwings-Flugzeuges in den Alpen. Die Ursache scheint geklärt, der Co-Pilot hat bei seinem Suizid unschuldige Menschen mit in den Tod gerissen. Hier trifft der Begriff "Selbstmord" wirklich zu. Ich bin erschüttert, es ist so grausam, dass Leben völlig unerwartet einfach ausgelöscht werden. Mir tun die Angehörigen unendlich leid. Doch als Psychologin bin auch empört, wenn ich lese, wie wenig umfassend die Flugtauglichkeit der Piloten im Laufe ihrer Tätgikeit überprüft wird:  Lediglich zu Beginn wird ihre psychische Disposition getestet. Später wird nur noch ihr physischer Zustand regelmäßig gecheckt.  Das ist fahrlässig, wie sich an diesem Unglück zeigt. Depressionen, Burnout, aber auch Liebeskummer und Schulden können dazu führen, dass ein Mensch in verantwortlicher Position nicht mehr zurechnungsfähig ist. Und das kann gefährlicher sein als  etwa der Verlust von ein paar Dioptrin Sehkraft. Wenn die Katastrophe dann passiert ist, dürfen die Psychologen wi...

Studium - nicht nur für Eliten.

"In Deutschland kann jeder studieren, der es will". Eine schöne Theorie, die in der Praxis aber leider nicht stimmt. Abiturienten, deren Eltern keine Akademiker sind, studieren wesentlich seltener. Dazu las ich heute diese Zahlen: Von 100 Akademikerkindern studieren 77. Von 100 Kindern, deren Eltern nicht studiert haben, nur 23. Das ist nicht allein eine Geldfrage. Stefan Groh, der Sprecher des deutschen Studentenwerkes, sieht einen Grund  auch im fehlenden Selbstvertrauen. Der Nachwunchs von Arbeitern  und  einfachen Angestellten hat oft Angst, das Studium nicht zu schaffen. Sie können auf keine Erfahrung ihrer Eltern zurückgreifen. Ein weiterer Grund liegt oft tiefer: Viele Eltern möchten zwar, dass es ihre Kinder weiter bringen als sie selbst, aber nicht so weit, dass man sich einander entfremdet. Kinder spüren das und halten sich unbewusst zurück. Es erfordert viel persönliche Kraft, sich gegen diese inneren und äußeren Hindernisse durchzusetzen. Die hat nicht jeder ...

Zwiespältige Gefühle

Vor dem Supermarkt bei mir an der Ecke sitzt seit einiger Zeit eine Bettlerin. Ich vermute, sie kommt aus  Rumänien. Sie spricht jeden an, der in dem Laden einkauft. Das ist unangenehm. Außerdem ist es automatisch. Wenn ich mehrfach vorbeigehe, werde ich immer wieder angesprochen. Sie nimmt  offenbar keine Personen wahr, nur wandelnde potenzielle Geldquellen. Ich bin versucht, an ihr vorbeizuschauen und schäme mich dafür.  Aber: Neulich habe ich gesehen, wie sie von einem gut gekleideten Mann morgens früh an ihren Platz gebracht wurde. Inzwischen weiß man ja längst, dass hinter diesen armen Menschen  eine skrupellose Bettler-Mafia steckt. Ein Verkäufer des Hamburger Straßenmagazins "Hinz und Kunzt " erzählte mir, dass die Bettler bis auf einen kleinen Betrag alles an ihre Hintermänner abgeben müssen, die sich davon Luxusautos und Immobilien anschaffen. Die Frau tut mir leid, wie sie da bei jedem Wetter vor der Türe sitzt. Geld gebe ich ihr nicht, das kommt ihr ja d...