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Posts

Notbremse

Kleine Meldung: Weil seine Familie den Ausstieg aus dem ICE verpasste, hat ein 17jähriger im Bahntunnel am Frankfurter Flughafen die Notbremse gezogen. Anschließend wanderte die Familie durch den Tunnel zurück zum Bahnsteig. Dort wartete die Polizei. Sie ermittelt gegen den jungen Mann wegen Missbrauch von Nothilfeeinrichtungen. Die Bahnstrecke zwischen Hauptbahnhof und Flughafen blieb für eine Stunde gesperrt. Was sagt man denn dazu? a) Typisch. Nach dem Motto „Wichtig ist nur, wie es mir geht“ wird ohne Rücksicht auf andere das eigene Bedürfnis durchgesetzt. Das fängt mit lautem Handytelefonieren in der Öffentlichkeit an und endet im Cockpit einer German-Wings-Maschine. b) Das war total spontan. Aber nächstes Mal lieber vorher ein bisschen nachdenken, gell? c) Der Junge fühlte sich für seine Familie verantwortlich und hat deshalb die Initiative ergriffen. Eigentlich ein schöner Zug. Bitte suchen Sie sich etwas aus.  

Anfängergeist

In dieser Woche sind hier die Kinder eingeschult worden. Im Hamburger Abendblatt gab es dazu eine ganze Seite mit Glückwünschen. Meist waren es Großeltern, die für ihre Enkel und Enkelinnen eine Anzeige zusammen mit einem Foto des Kindes geschaltet hatten. Die Texte lasen sich dann etwa so: „Lieber Paul, zu deinem ersten Schultag wünschen wir dir alles Gute. Du schaffst das“ oder „Liebe Emily, jetzt beginnt für dich die Schulzeit. Wir drücken dir die Daumen.“ Die vielen kleinen Gesichter auf den Fotos rührten mich. Fast alle zeigten mit strahlendem Lächeln eine Zahnlücke. Für sie beginnt jetzt ein neuer, aufregender Lebensabschnitt. Wir „alten Hasen“ mit Schulzeiterfahrung wissen, dass es wahrhaftig kein Zuckerschlecken wird. Ach ja, und so vieles, was wir mit naiver Freude begonnen haben, entpuppt sich später teilweise als langweilig, schwierig oder anstrengend. Aber diese Erfahrung sollte uns niemals davon abhalten, uns eine kindliche Begeisterung für Neuanfänge zu bewahren. Ic...

Sage mir, was du liest...

Eine Studie des Buchhandels hat kürzlich herausgefunden, dass rund 60 Prozent der Deutschen neugierig darauf sind, was jemand in ihrer Gegenwart liest, etwa in Zügen, Bussen, Cafés, Wartezimmern oder Flugzeugen.  Zwar hat man dazu immer weniger Gelegenheit, weil die meisten Menschen auf ihr Smartphone schauen, aber immerhin, es gibt sie noch, die Leserinnen und Leser, die sich in der Öffentlichkeit in ein Buch vertiefen. Und das fordert offenbar den Spürsinn der Umgebung heraus. Die versucht dann, mehr oder minder heimlich, den Titel zu erspähen. Mutige  (13,5 % der Befragten) sprechen die Lesenden sogar an und erkundigen sich, was sie gerade fesselt. Von  denen wiederum fragen 24, 6 % nach, ob die Lektüre auch gefällt.  Ich habe zwar nicht an der Studie teilgenommen, gehöre aber eindeutig zu den 60 Prozent. Hier mein Geständnis: Im Zug habe ich schon mal ein Buch umgedreht, als dessen Besitzer kurz das Abteil verlassen hatte. War aber bloß ein Krimi, der vom Umfang...

Kino Kino

I proudly present: Ich habe jetzt einen Youtube-Channel und man kann sich darauf schon 5 Filme ansehen, zu den Themen Dankbarkeit, Kommunikation, Einsamkeit, Wunscherfüllung und Aktivität. Der Link dazu ist https://www.youtube.com/channel/UCVW6hd2cad47qOHVrtOWVKA Über diese Möglichkeit bin ich sehr glücklich. Meine "Mission" ist es schließlich, dass gute Handwerkszeug, dass die Psychologie hat, weiterzugeben. Es hilft, das Leben leichter zu machen, glücklicher und erfolgreicher zu werden. Nicht abgehoben, sondern ganz praktisch. Bisher habe ich dazu Bücher, Vorträge und Seminare genutzt - jetzt kommen noch Videos dazu. In 3 - 4 Minuten möchte ich Anregungen geben. Dabei ist es wie an einem Buffet, man kann sich aussuchen, worauf man Appetit hat. Die Videos zu drehen hat großen Spaß gemacht. Das lag an dem tollen Team vom Medienkontor der Uni Hamburg unter der Regie von Anette Stöber. Bei der Gelegenheit herzlichen Dank an sie, an die Kamerafrau Kamilla Nowicki und an Susa...

Wie mutig!

Die Geschichte hat mich sehr bewegt: In der aktuellen Wochenendausgabe des Hamburger Abendblattes wird in der Rubrik „Von Mensch zu Mensch“ Familie Maurer vorgestellt. Eine „ganz normale“ Familie, wie sie selbst sagt. Auf dem Foto sieht man vorne ein hübsches, fröhliches Mädchen, den Vater mit einem kleinen Jungen auf dem Arm und etwas im Hintergrund eine lächelnde Mutter. Doch so normal ist diese Familie denn doch nicht. Die achtjährige Tochter leidet seit ihrer Geburt unter Spina Bifida, offenem Rücken. Sie kam außerdem mit einem Wasserkopf zur Welt, dessen Flüssigkeit nun ständig mit einer Kanüle abgeleitet wird. Tragisch? Die Familie sieht es nicht so. Die Eltern waren vor der Geburt ihres Kindes über seine Behinderung informiert und haben sich dafür entschieden, es zu trotzdem zu bekommen. „Wenn nicht wir für so ein Kind sorgen können, wer dann?“ hatten sich Karen und Olav Maurer gesagt. Wie unglaublich stark und mutig, sich darauf einzulassen und nicht die Abtreibung zu wähl...

Nicht aufgeben

Die Autorin Nina George kenne ich schon lange aus ihren Kolumnen im Hamburger Abendblatt. Ich habe mir sogar zwei ihrer Bücher gekauft,   eines davon war „Das Lavendelzimmer“, ein romantischer Roman über einen französischen Buchhändler, genau richtig für den Urlaub. Nun lese ich, dass es dieses Buch auf die Bestellerliste der New York Times geschafft hat. Da kann man nur gratulieren, denn das passiert deutschen Schriftstellerinnen und Schriftstellern äußerst selten. Grund genug für Stolz und Selbstdarstellung. Tatsächlich aber führt Nina George auf ihrer Website auch einen Punkt „Ungelungenes“ auf. Darin steht in schöner Offenheit: „George weigerte sich, die 13. Klasse zu vollenden, scheiterte elfmal bei den Aufnahmeprüfungen staatlicher Schauspielschulen, wurde zweimal bei der Henri-Nannen-Schule abgelehnt, hat fünf Romane nicht verkauft bekommen, und denkt seit vier Jahren auf einer Idee für eine Fantasy-Reihe herum.“ Wie hoffnungsvoll und tröstlich, dass trotz wiederh...

Memento Mori

Sommer, meistens Sonne, Leichtigkeit. Dazu hätte ich nun gerne etwas Nettes geschrieben. Tatsächlich drängt sich aber etwas anderes vor: Ein Politiker, schon in jungen Jahren sehr erfolgreich, verheiratet, Vater von zwei kleinen Töchtern, ist plötzlich im Alter  von 35 Jahren gestorben, An einer Lungenembolie. Wir vergessen, dass es für niemand von uns die Garantie gibt, dass wir ein hohes Alter erreichen. Wer aufmerksam die Zeitung liest, findet dafür fast jeden Tag im Lokalteil oder auch weltweit einen Beweis. Da wird ein Radfahrer von einem abbiegenden Auto übersehen, ein Amokläufer erschießt unbeteiligte Passanten, ein psychisch kranker Pilot reißt Menschen mit in den Tod. Das soll nicht dazu führen, dass wir übervorsichtig werden, damit uns nichts passiert oder dass wir hypochondrisch auf jedes Zipperlein reagieren. Aber  es kann uns helfen, unsere Zeit als kostbar wahrzunehmen. Will ich mich wirklich so über die laute Nachbarschaft aufregen, dass mir der Tag verdorben...