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Sage mir, was du liest...

Eine Studie des Buchhandels hat kürzlich herausgefunden, dass rund 60 Prozent der Deutschen neugierig darauf sind, was jemand in ihrer Gegenwart liest, etwa in Zügen, Bussen, Cafés, Wartezimmern oder Flugzeugen.  Zwar hat man dazu immer weniger Gelegenheit, weil die meisten Menschen auf ihr Smartphone schauen, aber immerhin, es gibt sie noch, die Leserinnen und Leser, die sich in der Öffentlichkeit in ein Buch vertiefen. Und das fordert offenbar den Spürsinn der Umgebung heraus. Die versucht dann, mehr oder minder heimlich, den Titel zu erspähen. Mutige  (13,5 % der Befragten) sprechen die Lesenden sogar an und erkundigen sich, was sie gerade fesselt. Von  denen wiederum fragen 24, 6 % nach, ob die Lektüre auch gefällt.  Ich habe zwar nicht an der Studie teilgenommen, gehöre aber eindeutig zu den 60 Prozent. Hier mein Geständnis: Im Zug habe ich schon mal ein Buch umgedreht, als dessen Besitzer kurz das Abteil verlassen hatte. War aber bloß ein Krimi, der vom Umfang...

Kino Kino

I proudly present: Ich habe jetzt einen Youtube-Channel und man kann sich darauf schon 5 Filme ansehen, zu den Themen Dankbarkeit, Kommunikation, Einsamkeit, Wunscherfüllung und Aktivität. Der Link dazu ist https://www.youtube.com/channel/UCVW6hd2cad47qOHVrtOWVKA Über diese Möglichkeit bin ich sehr glücklich. Meine "Mission" ist es schließlich, dass gute Handwerkszeug, dass die Psychologie hat, weiterzugeben. Es hilft, das Leben leichter zu machen, glücklicher und erfolgreicher zu werden. Nicht abgehoben, sondern ganz praktisch. Bisher habe ich dazu Bücher, Vorträge und Seminare genutzt - jetzt kommen noch Videos dazu. In 3 - 4 Minuten möchte ich Anregungen geben. Dabei ist es wie an einem Buffet, man kann sich aussuchen, worauf man Appetit hat. Die Videos zu drehen hat großen Spaß gemacht. Das lag an dem tollen Team vom Medienkontor der Uni Hamburg unter der Regie von Anette Stöber. Bei der Gelegenheit herzlichen Dank an sie, an die Kamerafrau Kamilla Nowicki und an Susa...

Wie mutig!

Die Geschichte hat mich sehr bewegt: In der aktuellen Wochenendausgabe des Hamburger Abendblattes wird in der Rubrik „Von Mensch zu Mensch“ Familie Maurer vorgestellt. Eine „ganz normale“ Familie, wie sie selbst sagt. Auf dem Foto sieht man vorne ein hübsches, fröhliches Mädchen, den Vater mit einem kleinen Jungen auf dem Arm und etwas im Hintergrund eine lächelnde Mutter. Doch so normal ist diese Familie denn doch nicht. Die achtjährige Tochter leidet seit ihrer Geburt unter Spina Bifida, offenem Rücken. Sie kam außerdem mit einem Wasserkopf zur Welt, dessen Flüssigkeit nun ständig mit einer Kanüle abgeleitet wird. Tragisch? Die Familie sieht es nicht so. Die Eltern waren vor der Geburt ihres Kindes über seine Behinderung informiert und haben sich dafür entschieden, es zu trotzdem zu bekommen. „Wenn nicht wir für so ein Kind sorgen können, wer dann?“ hatten sich Karen und Olav Maurer gesagt. Wie unglaublich stark und mutig, sich darauf einzulassen und nicht die Abtreibung zu wähl...

Nicht aufgeben

Die Autorin Nina George kenne ich schon lange aus ihren Kolumnen im Hamburger Abendblatt. Ich habe mir sogar zwei ihrer Bücher gekauft,   eines davon war „Das Lavendelzimmer“, ein romantischer Roman über einen französischen Buchhändler, genau richtig für den Urlaub. Nun lese ich, dass es dieses Buch auf die Bestellerliste der New York Times geschafft hat. Da kann man nur gratulieren, denn das passiert deutschen Schriftstellerinnen und Schriftstellern äußerst selten. Grund genug für Stolz und Selbstdarstellung. Tatsächlich aber führt Nina George auf ihrer Website auch einen Punkt „Ungelungenes“ auf. Darin steht in schöner Offenheit: „George weigerte sich, die 13. Klasse zu vollenden, scheiterte elfmal bei den Aufnahmeprüfungen staatlicher Schauspielschulen, wurde zweimal bei der Henri-Nannen-Schule abgelehnt, hat fünf Romane nicht verkauft bekommen, und denkt seit vier Jahren auf einer Idee für eine Fantasy-Reihe herum.“ Wie hoffnungsvoll und tröstlich, dass trotz wiederh...

Memento Mori

Sommer, meistens Sonne, Leichtigkeit. Dazu hätte ich nun gerne etwas Nettes geschrieben. Tatsächlich drängt sich aber etwas anderes vor: Ein Politiker, schon in jungen Jahren sehr erfolgreich, verheiratet, Vater von zwei kleinen Töchtern, ist plötzlich im Alter  von 35 Jahren gestorben, An einer Lungenembolie. Wir vergessen, dass es für niemand von uns die Garantie gibt, dass wir ein hohes Alter erreichen. Wer aufmerksam die Zeitung liest, findet dafür fast jeden Tag im Lokalteil oder auch weltweit einen Beweis. Da wird ein Radfahrer von einem abbiegenden Auto übersehen, ein Amokläufer erschießt unbeteiligte Passanten, ein psychisch kranker Pilot reißt Menschen mit in den Tod. Das soll nicht dazu führen, dass wir übervorsichtig werden, damit uns nichts passiert oder dass wir hypochondrisch auf jedes Zipperlein reagieren. Aber  es kann uns helfen, unsere Zeit als kostbar wahrzunehmen. Will ich mich wirklich so über die laute Nachbarschaft aufregen, dass mir der Tag verdorben...

Enge des Herzens

1995 bekam Christiane Nüsslein-Volhard den Nobelpreis für ihre Forschung zur genetischen Steuerung der Embyonalentwicklung. Jetzt erzählt sie in einem Interview im Spiegel unter anderem , wie man im Kollegenkreis darauf reagiert hat: Nachdem sie vom Nobelpreis-Komitee benachrichtigt worden war, rief Nüsslein-Vollhard den Direktor ihres Instituts an  und informierte ihn: "Ich werde den Nobelpreis bekommen, ich glaube, wir sollten eine Feier organisieren." Er sagte: "Kannst du dich bitte um den Sekt und all das kümmern? Ich habe gerade keine Zeit." Was für eine Enge des Herzens. Ich kann durchaus verstehen, dass man neidisch ist. Schließlich ist Neid ein Gefühl, das einen plötzlich überfällt. Aber dann haben wir die Wahl, wie wir damit umgehen. Wenn wir unser Herz sprechen lassen, wird die Mit-Freude für den anderen überwiegen. Und wenn wir es nicht mit dem Herzen schaffen, dann doch wenigstens mit dem Kopf: Da erhält  jemand, was er sich mit großem  Engagement ve...

Gewinn

Cordt Schnibben, Redakteur beim Spiegel ,  erhielt zu seinem Dienst-Jubiläum eine Geldprämie. Anstatt sich nun selbst etwas Nettes zu gönnen, hatte er einen großzügigen Einfall: Er wollte 100 Spiegel -LeserInnen zu einem Essen in die Kantine des Hauses einladen. Voraussetzung war, dass man ihm eine wie auch immer geartete Kritik zu dem Blatt schrieb. Für mich als Abonnentin war das ein Anlass, mich endlich einmal lobend über die interessanten Artikel zu äußern. In einem der nächsten Hefte las ich dann, dass sich etwa 2000 LeserInnen gemeldet hatten. Nun, das war es dann wohl. Schließlich hatte ich auch noch nie bei einem Preisauschreiben gewonnen. Umso mehr freute ich mich, als ich plötzlich eine Mail bekam: Ich war dabei! Es wurde ein interessanter Nachmittag. Der Chefredakteur gab sich die Ehre, unsere Fragen zu beantworten. Der Archivar erzählte mit leidenschaftlichem Funkeln in den Augen, wie das Spiegel -Archiv aufgebaut worden ist.  Und anschließend warf sich der Ka...