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Laudatio für eine Blume

Vor einiger Zeit stieß ich auf einen Buchtitel "Was wir von den Blumen lernen können." Nun ja, dachte ich, da ist mal wieder ein grüner Romantiker literarisch unterwegs. Und nun gehöre ich überraschend selbst zu dieser Gruppe, die von Bäumen, Büschen, und Blüten  lernt. Auslöser ist ein Hibiskus. Sie wissen schon, diese runden, leuchtend roten Blüten, die man häufig in südlichen Ländern findet. Im Sommer hatte ich mir für den Balkon ein Exemplar mit einer einzigen Blüte und ein paar Knospen in einem kleinen Plastiktopf gekauft. Es entpuppte sich als Wunderblume. Diese Pflanze bringt in ihrem Winzlingstopf eine strahlende Blüte nach der anderen hervor. Inwischen steht sie wegen der Kälte im Zimmer und blüht und blüht. Heute morgen hat sich schon wieder eine neue Blüte geöffnet. Was ich von meinem Hibiskus lerne? Mit den eigenen Talenten absichtslos verschwenderisch sein. Damit anderen Freude machen, einfach so. Ohne Berechnung. Einfach, weil man es kann. Schön, oder?    ...

Ähnlichkeiten

Ein kleines Erlebnis zum Schmunzeln: Ich stehe in Jeans und Pullover beim Bäcker in der Schlange und warte, dass ich mit meiner Kuchen-Bestellung dran bin. Plötzlich werden meine Knie hinterrücks von zwei kleinen Ärmchen umklammert. Ich sehe mich um und schaue in das Gesicht eines etwa zweijährigen Jungen. Als ich ihn freundlich anspreche, lässt er irritiert los. Sein Vater erklärt mir die Umarmung: "Sie  haben die gleichen Beine wie seine Mutter."   

Schickes Scheitern

Ich finde es faszinierend, wie sich im Wirtschaftsbereich Themen-Trends in Wellen verbreiten. Vor kurzem war es noch das selbstmotivierte Arbeiten, wie es die Autoren Förster und Kreuz in ihrem lesenswerten Buch "Hört auf zu arbeiten" beschrieben haben. Prompt folgten die sogenannten Me-too-Bücher mit ähnlichem Titel. Nun scheint mir "Scheitern" das aktuelle Thema zu sein. Es sind nicht etwa, wie man erwarten dürfte, notorische Versager, die hier ihre traurige Bilanz ziehen. Nein, es sind die Superstars des Erfolges, die uns rückblickend an den Flops ihrer Karriere teilhaben lassen. Wie der bekannte Karikaturist Scott Adams, dessen Autobiografie "Die Kunst des erfolgreichen Scheiterns" ich kürzlich auf meinem Rezensionsblog wlodarek-rezensionen@blogspot.de besprochen habe . Oder der Erfindet des Online-Zahlsystems Paypal. Dessen Beschreibung, wie oft er gescheitert ist, bevor er sein Millionenunternehmen gründete, steht ausführlich auf dem Cover der Wirts...

Als ich einmal Udo Jürgens scharfmachte

Vor kurzem zappte ich in eine große Fernseh-Gala zum 80. Geburtstag von Udo Jürgens. Da  fiel mir sofort meine erste und einzige Begegnung mit dem Sänger ein: Damals jobte ich neben meinem Germanistik-Studium als Kabelhilfe beim WDR-Fernsehen in Köln. Meine anspruchsvolle Aufgabe bestand darin, einer Kamera das dazugehörige Kabel jeweils so nachzutragen, das es bei den Aufnahmen nicht störte. Diesmal bei der Vorbereitung für einen Auftritt von Udo Jürgens. Plötzlich rief der Regisseur: "He, Mädchen, komm mal her. Du bist so schön groß, du kannst den Udo scharfmachen." Ich wollte mich schon feministisch empören, da erklärte mir ein Kameramann, dass es sich keineswegs um einen unsittlichen Vorschlag handelte. Ich sollte als Double fingieren, damit die Kameras passend vorab für den Star eingestellt werden konnten. Da ich nach Zentimetern die Größte  im Studio war und Udo J. auch nicht gerade zu den Kleinen zählt, richtete man die Kameras stellvertretend  an mir aus.  ...

Sätze fürs Leben

Vor kurzem fragte die Redakteurin einer Zeitschrift bei mir an. Sie schrieb gerade  an einem Artikel mit dem Titel "Der Satz Ihres Lebens". Nun wollte sie auch von mir wissen, ob es für mich einen Satz gäbe, der  mich entscheidend beeinflusst hätte, so eine Art Lebensmotto.  Der Schauspieler Matthias Schweighöfer nannte in dem Zusammenhang etwa die Erkenntnis : "Liebe ist nichts für Feiglinge" und Ministerin Manuela Schwesig hatte der Rat geholfen: "Du darfst auch mal off sein."Ich musste ziemlich lange nachdenken, denn mir fiel es schwer, mich auf einen einzigen Satz festzulegen. Tatsächlich finde ich es viel reizvoller und praktischer, verschiedene kluge Sätze nach Bedarf und Situation zu nutzen. Deshalb sammle ich sie mit Begeisterung. Meist finde ich sie in Büchern, Zeitschriften, Interviews oder Gesprächen.  Nun dachte ich mir: Warum sollte ich diese Schätze nur für mich behalten? Deshalb habe ich einen weiteren Blog aufgemacht. Sie finden ihn auf me...

FANTASIALAND

Sagt Ihnen der Begriff "Home Staging" etwas? Der Trend kommt aus den USA und bezeichnet einen  Trick, mit dem man  potenziellen Käufern Appetit auf eine Immobilie macht. Angenommen, Sie wollen Ihre Wohnung verkaufen. Ihr Domizil haben Sie bereits geräumt, es steht leer und wartet auf Interessenten. Nun kommt Home Staging - wörtlich: das Heim zur Bühne machen -  ins Spiel: Einrichtungsexperten rücken mit attraktivem Mobiliar an. Postieren Designermöbel und verteilen geschickt Lichtinseln.  Die in so Szene gesetzte Räumlichkeit regt die Fantasie an, was sich alles daraus machen ließe und verführt  damit eher zum Kauf. Studien auf dem amerikanischen Markt zeigen, dass derart gepimpte Häuser und Wohnungen einen bis zu 10 % höheren Preis erzielen. Diese Art der Vorgabe mag ja für manche nützlich sein, aber ich finde, Home Staging ist ein Armutszeugnis für die Fantasie. Brauchen wir wirklich genormte Muster, um uns unsere private Einrichtung vorzustellen? Viel schö...

Quälendes Nichtstun

"Es ist so schön, mal nichts zu tun und dann vom Nichtstun auszuruhn". Heinz Ehrhard? Wilhelm Busch? Keine Ahnung, wer das gesagt hat. Aber eines ist sicher: Der Spruch gilt offenbar nicht mehr. Diesen Schluss lässt jedenfalls eine Studie der Universität von Virginia zu. Dort haben WissenschaftlerInnen jeweils Teilnehmer im Alter zwischen 18 und 77 Jahren in einen sachlich eingerichteten Raum gesetzt und sie aufgefordert, sich in Gedanken mit einem Thema ihrer Wahl zu befassen. Die meisten fühlten sich dabei unwohl. Einigen ging es sogar so schlecht, dass sie sich lieber leichte Stromstöße verpassen ließen, als gar nichts zu tun.  Mir stellen sich dabei Fragen: Liegt es an der reizarmen Umgebung? Schließlich fühlen wir uns auch in einer Umkleidekabine oder im Extra-Warteraum beim Arzt  meist unbehaglich. Oder ist es ein Zeichen dafür, dass wir inzwischen so auf Ablenkung angewiesen sind, dass wir uns mental nicht mehr selbst beschäftigen können? Machen Sie doch das Experime...