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Posts

Zeitgeist

Diesen Spruch aus einem Interview mit dem Maler Neo Rauch habe ich mir notiert: "Wer sich zu sehr mit dem Zeitgeist vermählt, wird auch mit ihm entsorgt." Ich interpretiere das so: Wer sich mit seiner Arbeit zu sehr dem aktuellen Trend anpasst, hat zwar kurzfristig Erfolg, verschwindet dann aber auch schnell wieder in der Versenkung. Nur gut, dass ich mich ohnehin am liebsten mit "ewigen", urmenschlichen Themen wie Liebe, Einsamkeit, Glück, Wünsche oder Schicksal beschäftige. Die haben jedenfalls kein Verfallsdatum. Meine Fantasie: In fünfzig Jahren findet jemand auf einem (Internet-)Flohmarkt zufällig eines meiner Bücher. Es verändert sein Leben. Das darf natürlich auch gerne schon früher sein.

Gleich oben ansetzen?

Uschi Obermeier, Ikone der 1967, ist heute Schmuckdesignerin in den USA. Gefragt, warum sie mit ihren Preziosen nur noble Läden wie Bergdorf & Goodman beliefert, sagt sie selbstbewusst: "Mein Motto lautet ´Aim high.´" Nach oben zu zielen ist durchaus richtig, und zu den Besten gehören zu wollen, ist völlig legitim. Nur: Es funktioniert kaum, gleich oben anzusetzen. Falls Sie nicht gerade ein Genie auf Ihrem Gebiet sind oder reich geerbt haben, geht es auf dem Weg an die Spitze selten ohne Kompromisse, sofern Sie von Ihrer Tätigkeit leben wollen. Dann müssen Sie anfangs auch mal einen kleinen Job machen, für weniger Geld arbeiten, mit einem langweiligen Kunden essengehen, sich optisch anpassen. Das klingt unsexy? Damit wir uns nicht missverstehen: Sie sollen sich weder verleugnen noch verkaufen. Sie haben nur noch nicht das gleiche Maß an Freiheit wie an der Spitze.Ein Steve Jobs von Apple kann in Jeans, Rolli und Sneakers ein neues Produkt präsentieren, bei einem unbekann...

Auf Augenhöhe

In einer amerikanischen Zeitschrift las ich neulich den Bericht einer Gesellschaftsreporterin. Darin beschrieb sie ein Phänomen, das sie in ihrem Job häufig beobachtet: In der Nähe von Prominenten benehmen sich normale erwachsene Menschen meist äußerst seltsam. Werden stumm vor Ehrfurcht. Tun alles, um mit dem Idol ein paar Worte wechseln zu dürfen oder mit aufs Foto zu kommen. Werden devot. Verhalten sich gekünstelt. Warum eigentlich schrumpfen Menschen freiwillig auf Zwergengröße, nur weil eine Person berühmt oder bekannt ist? Wir neigen dazu, Menschen, die es in einem Bereich zu etwas gebracht haben, insgesamt als besonders zu betrachten. Damit heben wir sie auf einen Sockel, vor dem wir dann in unseren eigenen Augen kleiner erscheinen. Bei allem Respekt dafür, dass sich jemand auf einem Gebiet hervortut - sei es in Kunst, Politik, Pop, Wissenschaft, Religion, Literatur, Mode, sei es auch durch Reichtum, Herkunft, Attraktivität oder geschickte Selbst-PR - niemand ist dadurch mehr we...

Lebensträume

Ein TV-Privatsender zeigte kürzlich "die 25 skurrilsten Lebensträume". Einige waren tatsächlich skurril, oder besser gesagt psychologisch grenzwertig, wie etwa die ausufernde Sammelleidenschaft einer Dame für Teddybären. Aber es gab auch großartige Beispiele dafür, was Menschen erreichen können. Mit Willenskraft, Mut, Liebe und Selbstvertrauen: Ein Vater (70) schaffte zusammen mit seinem schwerbehinderten Sohn (50) den Ironman auf Hawaii, eine der größten sportlichen Herausforderungen, indem er den Sohn etwa bei dem Schwimmwettbewerb im Schlauchboot mitzog. Man sah beiden an, wie unglaublich glücklich sie waren, es geschafft zu haben. Eine über 70jährige ehemalige Musiklehrerin hat sich einen Namen als älteste DJane gemacht. Flippig mit blondgefärbten Haaren und Tigerleggings rockt sie die Discos. Oma? Peinlich? Nein, Kult! So kann Alter auch sein. Aber das Highlight war ein Mann, der mich tief beeindruckt hat. Er wurde ohne Arme und Beine geboren, also nur ein Rumpf mit Kopf...

Plagiate

Geistiges Eigentum anderer ohne Quellenangabe zu benutzen - ist doch nicht so schlimm? Plagiate in Dissertationen zu entlarven wird derzeit von manchen Kommentatoren in den Medien gerne als neue Variante des Denunziantentums bezeichnet. Mag sein, dass bei einigen Plag-Jägern in ihrer Recherche auch ein Quentchen Neid auf die scheinbar vom Leben Begünstigten mitschwingt, aber man sollte doch bitte Täter und Opfer nicht verwechseln. Stefan Weber, Medienwissenschaftler und Plagiatsgutachter, sagt: "Das Abschreiben wirft auch immer ein Licht auf den Charakter des Plagiators". Plagiate sind geistiger Diebstahl.Und der ist für diejenigen, von denen abgekupfert wurde, keineswegs schmeichelhaft, sondern tut weh. Ich erinnere mich noch genau, obwohl es viele Jahre her ist, wie ich mich in so einem Fall fühlte: Als Studentin schrieb ich für eine psychologische Monatszeitschrift. Ein gutes Heft, das damals aber leider mangels Lesermassen einging. Eines Tages blätterte ich durch ein teur...

Heißes Eisen: Flüchten oder Standhalten?

Ein Prominenter hat nach einem prallen Leben Suizid begangen, um den Folgen einer gefürchteten Demenz zu entgehen. Sicher ein zu komplexes Thema für einen kurzen Blog, aber es beschäftigt mich. Schließlich kann jeder von uns die Diagnose Alzheimer bekommen. Und dann? Ist es richtig, sich der damit verbundenen Persönlichkeitsveränderung, dem Kontrollverlust und der Abhängigkeit zu entziehen? Dafür gibt es keine verbindliche Antwort. Es hängt davon ab, woran wir glauben. Wenn mit dem Tod tatsächlich alles zuende ist, gibt es keinen Grund, warum man das eigene Leiden nicht abzukürzen sollte. Der finale Schritt erfordert durchaus Mut. Oder doch nicht? Ist es vielleicht sogar Feigheit, sich vor den Herausforderungen des Lebens zu drücken? Wenn wir glauben, dass es ein Leben nach dem Tode gibt, dass wir auf der Erde sind, um uns zu entwickeln und dass Leiden dazu dient - dann wäre es unklug, es zu vermeiden. Vielleicht fügt dann eine solche Krankheit, die alles Denken auslöscht, unserer Pe...

Das Funkeln

Niedergeschlagen, unzufrieden, passiv, lustlos, pessimistisch im Job? Sicher mögen solche Zustände reale Auslöser haben. Etwa dass Sie als Selbständige(r) gerade keine Aufträge haben, dass ein Kollege an Ihrer Stelle befördert wurde, dass Sie sich durch ein schwieriges Projekt quälen, dass der verdiente Erfolg auf sich warten lässt. Es deutet aber vor allem darauf hin, dass Ihnen zur Zeit etwas ganz Wichtiges fehlt: Begeisterung. Die Bestseller-Autoren im Wirtschaftsbereich Anja Förster und Peter Kreuz haben bei Menschen, die von ihrer Aufgabe begeistert sind ein "Funkeln in den Augen" ausgemacht.Tatsächlich ist dieses Leuchten deutlich zu sehen, sobald jemand über etwas spricht, das ihn wirklich interessiert und mitreißt. Diese Begeisterung gilt es, bewusst wieder zu gewinnen, indem Sie sich auf die großartigen Möglichkeiten Ihrer Tätigkeit besinnen.Das funktioniert jedoch nur, wenn Sie grundsätzlich das lieben, was Sie tun, wenn es mit Ihren Talenten und Ihren Werten übe...